Nabla-Delta – Ornamentale Schwellenräume zwischen Struktur, Störung und Subjektivität
Mit der seit 2018 kontinuierlich erweiterten Werkreihe Nabla-Delta entfaltet Sebastian Körbs einen komplexen Denk- und Bildraum, in dem sich ästhetische, kulturelle und medientheoretische Fragestellungen verdichten. Die Serie markiert einen zentralen Ort innerhalb seines künstlerischen Œuvres – nicht nur formal, sondern auch konzeptuell. Körbs untersucht hier nicht nur das Ornament als gestalterisches Prinzip, sondern als kritisches Verfahren, das sich zwischen Ordnung und Störung, Muster und Figur, Struktur und Subjekt bewegt. In dieser Zwischenzone, in der sich das Sichtbare unablässig transformiert, entfaltet Nabla-Delta seine eigentliche ästhetische und theoretische Wirksamkeit.
Die formale Ausgangsbasis der Arbeiten bilden geometrische Module, deren symmetrische Konfigurationen an Zirkelblumen oder mandalaförmige Ornamentik erinnern. Doch anders als im klassischen Ornament, das oft der harmonischen Repetition verpflichtet ist, unterläuft Körbs diese Regelmäßigkeit durch gezielte Brechungen, modulare Variationen und topologische Verschiebungen. Linien verlieren ihre Geradlinigkeit, Kanten geraten ins Vibrieren, Flächen fragmentieren. Aus der ornamentalen Ordnung erwächst eine Störung, die keine Destruktion ist, sondern ein produktiver Moment der Öffnung. Was als strukturierte Fläche beginnt, transformiert sich – fast unmerklich – zu einem narrativen Bildraum, in dem chimärenhafte Wesen, fragmentierte Gesichter und maskenartige Erscheinungen emergieren. Diese Formen wirken wie Erscheinungen aus einer anderen Ordnung, wie Subjekte, die aus dem Ornament selbst hervortreten.
Gerade diese Verwandlung des Musters zur Figur, der Struktur zum Bildsubjekt ist ein zentrales Spannungsfeld der Serie. Körbs interessiert sich nicht für das fertige Objekt, sondern für die Übergänge, die Schwellen, die Störungen im System. Das Ornament fungiert nicht als Zierde, sondern als epistemisches Instrument: Es strukturiert, erzeugt und destabilisiert zugleich. In Anlehnung an die Theorien von Gilles Deleuze und Félix Guattari lässt sich Körbs’ Ornamentik als „rhizomatisch“ verstehen – als netzartige Struktur ohne Zentrum, die sich durch Verknüpfung, Mutation und Interferenz entfaltet. In Nabla-Delta wird diese Struktur sichtbar – nicht als bloße Illustration, sondern als gelebte Form.
Die materielle Ausführung der Werke unterstützt diese Logik. Die dreidimensionalen Objekte bestehen aus präzise geschnittenem, farbig lackiertem Sperrholz, dessen technische Perfektion im Kontrast zu den lebendig organisch wirkenden Motiven steht. Die perforierten Gesichter, die in vielen Arbeiten auftauchen, erzeugen eine ambivalente Spannung zwischen Sichtbarkeit und Verborgenheit, Schutz und Offenbarung. Ihre Form evoziert Referenzen an rituelle Masken, digitale Interfaces und architektonische Filterstrukturen – insbesondere an die Maschrabiyyas der islamischen Ornamentik, die als durchbrochene Gitter zwischen Innen und Außen vermitteln. Körbs’ Maskenfiguren sind keine Repräsentationen konkreter Identitäten, sondern Grenzwesen, Schwellenkörper: Sie sind weder eindeutig menschlich noch vollständig abstrakt, weder Subjekt noch Ornament, sondern genau das Dazwischen.
Diese Schwellenlogik – formal wie konzeptuell – verleiht Nabla-Delta seine eigentliche Relevanz im Diskurs der Gegenwartskunst. Körbs’ Arbeiten lassen sich nicht auf eine einfache Symbolik reduzieren, sondern entfalten eine vielschichtige Semantik, die sich jeder schnellen Lesbarkeit entzieht. Die Werke verhandeln Fragen nach kultureller Codierung, nach Subjektivität, nach dem Verhältnis von Sichtbarkeit und Macht – allerdings nicht diskursiv oder illustrativ, sondern strukturell. Das Ornament fungiert als Medium kulturellen Denkens, das weder rein formal noch rein narrativ ist, sondern einen Zwischenraum eröffnet, in dem sich Bedeutungen verflüssigen und neu konstituieren.
Auch kunsthistorisch lässt sich Nabla-Delta in eine kritische Ornamenttradition einordnen, die von Alois Riegls Theorie der „Kunstwollen“-gebundenen Ornamentik über die subversive Praxis eines Georges Bataille bis zu postkolonialen und medienarchäologischen Ansätzen der Gegenwart reicht. Körbs nimmt diese Tradition auf, ohne sie zu wiederholen. Stattdessen transformiert er das Ornament in ein Werkzeug der ästhetischen Kritik: Es dient nicht der Erbauung oder der Erhöhung, sondern der Irritation, der Störung, der Reflexion. Seine Muster sind nie neutral – sie sind immer auch politische Felder, in denen Macht, Identität und Differenz verhandelt werden.
In der hybriden Verbindung von archaischer Symbolik und digitaler Ästhetik, von handwerklicher Präzision und spekulativer Formensprache, entfaltet Nabla-Delta eine Ästhetik des Unbestimmten. Körbs’ Kunst ist weder affirmativ noch didaktisch, sondern relational. Die Betrachtenden werden nicht zu passiven Rezipient*innen, sondern zu aktiven Mitlesenden in einem Prozess der Wahrnehmung und Bedeutungsproduktion, der offen bleibt. Die Arbeiten laden zur Annäherung ein, ohne sich auszuliefern – sie formulieren eine visuelle Sprache, die nicht fixiert, sondern immer in Bewegung bleibt.
Letztlich ist Nabla-Delta eine Form visueller Anthropologie. Es ist eine Kunst, die sich mit der Frage beschäftigt, wie kulturelle Ordnungen entstehen, wie sie fragmentiert werden können, und was daraus hervorgeht. Es geht um das, was sich nicht sagen lässt, aber zeigen will – um das Unsagbare in Linien, Flächen, Rhythmen, Volumen. Körbs’ Werk schreibt keine Bedeutungen fest, sondern eröffnet Möglichkeitsräume für ein Denken in Differenz. Und genau darin liegt seine kritische wie poetische Kraft.
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Nabla-Delta – Ornamental Threshold Spaces Between Order, Disruption, and Subjectivity
With the ongoing Nabla-Delta series, continuously developed since 2018, Sebastian Körbs unfolds a complex space of thought and image in which aesthetic, cultural, and media-theoretical questions converge. This series marks a central place within his artistic oeuvre—not only formally but also conceptually. Körbs here explores not only ornament as a design principle but as a critical practice that operates between order and disruption, pattern and figure, structure and subject. It is precisely in this in-between zone, where the visible is constantly transforming, that Nabla-Delta unfolds its true aesthetic and theoretical effectiveness.
The formal starting point of the works are geometric modules whose symmetrical configurations recall circular flowers or mandala-like ornamentation. However, unlike classical ornament—which is often committed to harmonious repetition—Körbs subverts this regularity through deliberate breaks, modular variations, and topological shifts. Lines lose their straightness, edges begin to vibrate, and surfaces fragment. From the ornamental order emerges a disruption that is not destruction but a productive moment of opening. What begins as a structured surface gradually transforms into a narrative pictorial space, where chimeric beings, fragmented faces, and mask-like apparitions emerge. These forms appear like entities from another order, like subjects emerging from the ornament itself.
This transformation from pattern to figure, from structure to image-subject, forms a central tension field of the series. Körbs is not interested in the finished object but in the transitions, thresholds, and disruptions within the system. Ornament functions not as decoration but as an epistemic instrument: it structures, generates, and destabilizes simultaneously. Following the theories of Gilles Deleuze and Félix Guattari, Körbs’ ornamentation can be understood as “rhizomatic”—a network-like structure without center, unfolding through connection, mutation, and interference. In Nabla-Delta, this structure becomes visible—not as mere illustration but as lived form.
The material realization of the works supports this logic. The three-dimensional objects consist of precisely cut, colorfully lacquered plywood, whose technical precision contrasts with the organically vibrant motifs. The perforated faces recurring in many works generate an ambivalence oscillating between visibility and concealment, protection and revelation. Their form evokes references to ritual masks, digital interfaces, and architectural filtering structures—especially the mashrabiya screens of Islamic ornamentation, which mediate between inside and outside without fully opening or closing spaces. Körbs’ mask figures are not representations of concrete identities but liminal beings, threshold bodies: neither distinctly human nor fully abstract, neither subject nor ornament, but precisely the in-between.
This logic of thresholds—both formal and conceptual—gives Nabla-Delta its particular relevance in contemporary art discourse. Körbs’ works resist simple symbolism and instead unfold a multilayered semantics that defies quick interpretation. The works engage questions of cultural coding, subjectivity, and the relationship between visibility and power—not discursively or illustratively, but structurally. Ornament functions as a medium of cultural thought, which is neither purely formal nor purely narrative but opens an in-between space where meanings dissolve and reconstitute.
Historically, Nabla-Delta can be situated within a critical tradition of ornament, ranging from Alois Riegl’s theory of “artistic will” (Kunstwollen) through Georges Bataille’s subversive practices to postcolonial and media-archaeological approaches today. Körbs adopts this tradition without repeating it. Instead, he transforms ornament into a tool of aesthetic critique: it serves not edification or exaltation but irritation, disruption, and reflection. His patterns are never neutral—they are political fields negotiating power, identity, and difference.
By combining archaic symbolism with digital aesthetics, craftsmanship with speculative formal language, Nabla-Delta unfolds an aesthetics of the indeterminate. Körbs’ art is neither affirmative nor didactic but relational. Viewers are not passive recipients but active co-readers in a process of perception and meaning-making that remains open. The works invite approach without surrender—they formulate a visual language that resists fixation and remains perpetually in motion.
Ultimately, Nabla-Delta represents a form of visual anthropology. It is art concerned with how cultural orders arise, fragment, and what emerges from these processes. It deals with the unsayable that wants to be shown—the ineffable manifesting in lines, surfaces, rhythms, and volumes. Körbs’ work does not fix meanings but opens spaces of possibility for thinking in difference. And therein lies its critical and poetic power.
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Nabla-Delta — Yapı, Bozulma ve Öznellik Arasında Süslemeli Eşik Mekanları Üzerine Bir Deneme
2018’den bu yana sürekli genişleyen Nabla-Delta serisiyle Sebastian Körbs, estetik, kültürel ve medya kuramına dair soruları yoğunlaştıran karmaşık ve çok katmanlı bir düşünce ve görsel alan ortaya koyuyor. Bu seri, sanatçının üretimi içinde hem biçimsel hem de kavramsal açıdan merkezi bir yere sahip. Körbs burada sadece süslemeyi bir tasarım ilkesi olarak değil, aynı zamanda düzen ile bozulma, desen ile figür, yapı ile özne arasındaki hareketlilikte kritik bir yöntem olarak ele alıyor. Görünür olanın sürekli dönüştüğü bu ara bölgede Nabla-Delta, esas estetik ve teorik etkisini ortaya koyuyor.
Çalışmaların biçimsel temelini, simetrik konfigürasyonları pusula çiçeklerini veya mandala benzeri süslemeleri andıran geometrik modüller oluşturuyor. Ancak klasik süslemede genellikle uyumlu tekrarın ön planda olduğu yerde, Körbs düzenlilik kurallarını kasıtlı kırılmalar, modüler varyasyonlar ve topolojik kaymalarla aşındırıyor. Çizgiler düzlüğünü yitiriyor, kenarlar titreşime giriyor, yüzeyler parçalanıyor. Süslemeli düzenin içinden bir bozulma doğuyor; bu bir yıkım değil, açılmanın üretken anı. Yapılandırılmış bir yüzey olarak başlayan şey, neredeyse fark edilmeyen biçimde, chimera benzeri varlıkların, parçalanmış yüzlerin ve maskeimsilerin ortaya çıktığı anlatımsal bir görsel alana dönüşüyor. Bu formlar başka bir düzenden çıkmış varlıklar gibi, süslemeden doğan özneler olarak görünür.
Özellikle desenin figüre, yapının görsel özneliğe dönüşmesi serinin temel gerilim alanını oluşturuyor. Körbs ilgisini bitmiş nesneye değil, geçişlere, eşiklere, sistemdeki bozulmalara yöneltir. Süsleme bir süs değil, epistemik bir araçtır: Aynı anda yapılandırır, üretir ve dengesini bozar. Gilles Deleuze ve Félix Guattari’nin teorilerinden esinlenerek Körbs’ün süslemesi “rizomatik” — merkezsiz, bağlantı, mutasyon ve enterferansla gelişen ağsal bir yapı — olarak anlaşılabilir. Nabla-Delta’da bu yapı, sadece bir görsel illüstrasyon değil, yaşayan bir form olarak görünür hale gelir.
Eserlerin maddi yapısı da bu mantığı destekler. Üç boyutlu objeler, teknik mükemmeliyetleri ile canlı, organik motiflerin kontrastını oluşturan, özenle kesilmiş ve renkli lake kaplamalı kontrplaktan yapılmıştır. Birçok çalışmada görülen delikli yüzler, görünürlük ile gizlilik, koruma ile açığa çıkma arasında ikili bir gerilim yaratır. Formları ritüel maskeleri, dijital arayüzleri ve mimari filtre yapıları — özellikle İslam süslemesindeki iç-dış arasında aracılık yapan delikli kafesler olan maşrabiyelere — gönderme yapar. Körbs’ün maske figürleri somut kimliklerin temsilleri değil, sınır varlıklar, eşik bedenleridir: Ne tamamen insan ne tamamen soyut, ne özne ne süsleme, tam da arada kalanlar.
Bu eşik mantığı — biçimsel ve kavramsal olarak — Nabla-Delta’ya çağdaş sanat tartışmasında esas önemini kazandırır. Körbs’ün çalışmaları basit bir sembolizme indirgenemez; hızlı okunabilirliği zorlaştıran çok katmanlı bir anlam açığa çıkarır. Eserler kültürel kodlama, öznellik ve görünürlük ile güç ilişkileri arasındaki ilişkiyi tartışır; ancak bunu anlatısal ya da söylemsel değil, yapısal düzeyde yapar. Süsleme, ne saf biçimsel ne de saf anlatısal olan, anlamların akışkanlaşıp yeniden yapılandığı bir ara alan açan kültürel düşüncenin bir aracıdır.
Sanat tarihsel açıdan da Nabla-Delta, Alois Riegl’in “Sanat İstemi” teorisinden Georges Bataille’ın yıkıcı pratiğine, günümüzün postkolonyal ve medya arkeolojisi yaklaşımlarına kadar uzanan eleştirel süsleme geleneğine yerleştirilebilir. Körbs bu geleneği tekrar etmeden devralır; süslemeyi estetik eleştirinin bir aracı haline dönüştürür: O, yüceltmek veya güzelleştirmek için değil, rahatsız etmek, bozmak ve düşündürmek için vardır. Onun desenleri asla nötr değildir — hep güç, kimlik ve farklılığın müzakere edildiği siyasi alanlardır.
Arkaik sembolizm ile dijital estetik, el işçiliği ile spekülatif form dili arasındaki karma bağlantıda Nabla-Delta, belirsizliğin estetiğini yaratır. Körbs’ün sanatı ne onaylayıcı ne didaktiktir, ilişkiseldir. İzleyiciler pasif alıcılar değil, algı ve anlam üretimi sürecinde aktif ortak okuyucular olurlar ve bu süreç açık kalır. Eserler yakınlaşmaya davet eder, teslim olmaz; sabitlenmeyen, sürekli hareket halinde kalan görsel bir dil sunar.
Sonuç olarak Nabla-Delta görsel bir antropoloji biçimidir. Kültürel düzenlerin nasıl oluştuğunu, nasıl parçalanabileceğini ve bundan ne doğduğunu sorgulayan bir sanattır. Söylenemeyen ama gösterilmek istenen şeyi, çizgilerde, yüzeylerde, ritimlerde ve hacimlerde yakalamaya çalışır. Körbs’ün işi anlamları sabitlemek yerine farklarla düşünme için olasılık alanları açar. İşte bu, onun hem eleştirel hem de şiirsel gücünün kaynağıdır.