Arbeitsreihe SüS
Die Arbeitsreihe SüS von Sebastian Körbs entfaltet sich als prozessorientiertes Denken in Mustern, Fragmenten und Verschränkungen. In einer Zeit planetarer Krisen, technologischer Überdetermination und posthumaner Umbrüche reagiert das Werk auf das Anthropozän – ein geologisches und ideologisches Zeitalter, in dem der Mensch nicht nur die Natur transformiert, sondern selbst als tektonische Kraft wirkt und dabei seine Selbstgewissheit verliert.
Die Arbeiten operieren jenseits narrativer Klarheit oder eindeutiger Zeichenhaftigkeit. Sie fordern eine kontemplative Haltung, in der das Ornament nicht gelesen, sondern sinnlich erfahren wird. Diese Rezeptionsweise erinnert an Aby Warburgs Konzept des Pathosformel-haften Wiederauftauchens kultureller Energien – eine Bewegung zwischen archaischer Wiederkehr und gegenwärtiger Transformation. Die Zeichnungen und Objekte strahlen eine affektive Energie aus, die formal wie emotional wirkt und sich als „atmosphärisches Denken“ beschreiben lässt.
Sebastian Körbs’ Werk ist ein kritisches ornamentales Denken: ein ästhetisch verdichteter Raum, in dem Fragen von Identität, Körper, Kultur, Raum, Technik und Politik nicht linear beantwortet, sondern in ihrer komplexen Verschränkung erfahren werden. Körbs reiht sich ein in eine künstlerische Tradition modularer, kulturell aufgeladener Formen zwischen Abstraktion, Kartografie und sozialer Praxis, wie sie Künstler*innen wie Monir Shahroudy Farmanfarmaian, Tomás Saraceno oder Julie Mehretu vertreten. Seine Formensprache ist ruhig und spannungsvoll, seine Kritik präzise und vielschichtig, seine Kunst ein philosophisch-poetischer Denkraum in Form, Raum, Material und Geste.
Die Arbeitsreihe SüS bildet ein komplexes Geflecht aus tradierter Ornamentik und zeitgenössischer Dekonstruktion. Dabei verweist sie nicht nur ästhetisch, sondern auch postkolonial auf hybride kulturelle Aneignungen, wie sie Homi Bhabha mit dem Konzept des „Dritten Raums“ beschreibt. Die Figuren und Muster entstehen in einem Zwischenraum, der Identität und Differenz oszillieren lässt – ein Ort der Verhandlung und des Widerstands gegen essentialistische Zuschreibungen.
SüS-Tisch
Die SüS-Reihe bildet einen Schnittpunkt von Ästhetik, sozialer Praxis und kultureller Reflexion, in der das Ornament als materielles und symbolisches Medium fungiert. Die performative Dimension des Teilens und Aufbrechens des essbaren Ornaments auf dem SüS-Tisch ist eine ritualisierte Praxis, tief verwurzelt in der Theorie kultureller Gemeinschaften. Victor Turners Konzept der communitas ist zentral: Im gemeinsamen Essen entsteht ein temporärer, egalitärer Raum, der soziale Hierarchien suspendiert und Gemeinschaft auf unmittelbarer, sinnlicher Ebene erfahrbar macht. Diese communitas ist ein Moment des „Zwischen“, in dem gesellschaftliche Ordnungen symbolisch neu geordnet werden.
Michel Foucaults Analysen von Macht und Disziplin ergänzen das Verständnis: Das Ornament, traditionell Zeichen von Ordnung und Hierarchie, wird subversiv eingesetzt. Das ritualisierte Zerstören und Teilen dekonstruiert gesellschaftliche Normierungen und inszeniert Macht als performativen Akt der „Mikrophysik der Macht“ – Kontrolle durch Disziplinierung von Körpern und Verhalten.
Die Schicht von Erinnerung und Vergänglichkeit wird durch Aleida Assmanns Arbeiten zum kulturellen Gedächtnis ergänzt: Körbs’ essbares Ornament inszeniert Erinnerung sinnlich und betont zugleich deren Vergänglichkeit. Das Teilen ist ein performativer Akt, der Identität temporär offenhält und Veränderung ermöglicht. Kultur zeigt sich als fluide Praxis, erzeugt im Handeln.
Mikhail Bakhtins Konzept der Carnivaleske findet sich in der Aufhebung sozialer Normen durch temporäre Umkehrung. Der SüS-Tisch ist ein heterotopischer Raum, der gesellschaftliche Regeln außer Kraft setzt und zugleich eigene Ordnung schafft. Das Ornament wird hier nicht als bloße Dekoration, sondern als performative Praxis verstanden, die soziale Grenzen hinterfragt.
Judith Butlers Theorien zur Performativität von Subjektivität verdeutlichen, wie kollektive Identität in der SüS-Reihe als dynamischer, verhandelbarer Prozess entsteht. Die Wiederholung und das Aufbrechen des Ornaments schaffen Identität durch soziale Interaktion immer wieder neu.
Bourdieus Theorie des Habitus liefert einen weiteren Rahmen: Das ritualisierte Teilen und Konsumieren spiegelt soziale Prägungen, die zugleich reflektiert und gebrochen werden. Körbs übersetzt alltägliche Praktiken künstlerisch, um soziale Strukturen und individuelle Handlungsspielräume zu thematisieren.
Walter Benjamins „Dialektik im Stillstand“ verleiht dem vergänglichen Ornament eine zusätzliche Dimension: Das temporäre Kunstwerk vermittelt den Übergang zwischen Dauer und Veränderung, Vergangenheit und Gegenwart, und lädt ein, kollektives Gedächtnis als dynamischen Prozess zu begreifen.
In der SüS-Reihe verschränken sich diese kulturtheoretischen Konzepte zu einer umfassenden Reflexion über Ornamentik als lebendiges Medium sozialer und kultureller Praxis. Körbs verbindet ästhetische Formen mit performativen Handlungen und bindet das Publikum in einen aktiven Prozess der Bedeutungskonstruktion ein. So wird die Arbeit zu einem vielstimmigen Diskursraum, der kulturelle Codes dekonstruiert, neu formt und gesellschaftliche Ordnungen hinterfragt.
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Sebastian Körbs’ SüS series unfolds as a complex and multifaceted network that reimagines ornamentation as a living medium of social and cultural practice. In an era marked by planetary crises and profound societal upheavals, the work responds to the Anthropocene — that age in which humans act as a tectonic force on nature while simultaneously questioning their own self-certainty. Körbs’ art moves away from clear narratives or straightforward symbolism and instead invites a contemplative, sensual experience. The ornament here functions not merely as decorative detail but as a carrier of cultural energy and emotional depth, manifesting as a form of “atmospheric thinking” — a state where archaic patterns and present-day transformations intertwine.
Within the SüS series, ornamentation becomes a critical space of thought, where questions of identity, body, culture, and technology are not answered linearly but are experienced in their complex entanglements. Körbs aligns himself with an artistic tradition of modular, culturally charged forms that oscillate between abstraction, cartography, and social practice. His visual language is calm yet charged with tension, translating philosophical and poetic reflections into form, space, and gesture. The ornamental structure of his works also negotiates postcolonial perspectives by making visible hybrid cultural appropriations within an in-between space where identity and difference permeate each other.
A particularly striking example of this practice is the installation of the SüS table, where ornament operates not only as a visual but also as a material and social medium. The performative dimension of sharing and breaking apart the edible ornament creates a temporary, egalitarian space in which social hierarchies are suspended and community becomes immediately tangible. This act of sharing is simultaneously a ritualized practice where social orders are symbolically renegotiated and power structures are made visible. The breaking and passing on of the edible pattern deconstructs societal norms and stages power as a subtle, physical act of control and discipline.
The ephemerality of the edible ornament carries a dual significance: it sensually stages memory while also pointing to the transience of cultural practices. Sharing thus becomes a performative moment that keeps identity open and allows for change. Through this process, culture reveals itself as a dynamic practice, generated through action and continuously renewed. At the same time, the table creates a heterotopic space that temporarily suspends social rules while generating its own orders. Here, ornament is understood not as mere decoration but as performative practice that challenges and reshapes social boundaries.
The repetition and disruption of ornamental patterns on the SüS table reveal identity as an ongoing social process in which collective subjectivity is constantly renegotiated. Social conditioning and individual agency are mirrored in the ritual of sharing and consuming, which is both reflected upon and broken. Körbs translates everyday practice into an artistic context that makes visible and questions the complexity of social structures.
At the threshold between permanence and change, past and present, the transient ornament conveys a profound reflection on collective memory as a dynamic process. The SüS series links aesthetic forms with social actions, thereby opening a space for active meaning-making. It becomes a polyphonic discourse that deconstructs cultural codes, reassembles them, and critically questions societal orders — an artistic field that understands ornamentation far beyond mere embellishment as a powerful practice of cultural and social transformation.
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Sebastian Körbs’un SüS serisi, süslemeyi sosyal ve kültürel pratiğin canlı bir aracı olarak yeniden tasarlayan karmaşık ve çok katmanlı bir ağ olarak kendini ortaya koyuyor. Gezegen çapındaki krizlerin ve derin toplumsal değişimlerin yaşandığı bir çağda, eserler Antroposen dönemine yanıt veriyor—insanların doğa üzerinde tektonik bir güç olarak hareket ettiği ve aynı zamanda kendi kendine güvenini sorguladığı bir çağ. Körbs’ün sanatı, net anlatılardan veya doğrudan sembolizmden uzaklaşarak, aksine düşünsel ve duyusal bir deneyime davet ediyor. Burada süsleme, sadece dekoratif bir unsur olarak değil, kültürel enerjinin ve duygusal derinliğin taşıyıcısı olarak işlev görüyor; arkaik desenler ile güncel dönüşümlerin iç içe geçtiği “atmosferik düşünce” biçiminde ortaya çıkıyor.
SüS serisinde süsleme, kimlik, beden, kültür ve teknoloji gibi soruların doğrusal olarak yanıtlanmadığı, aksine karmaşık ilişkiler içinde deneyimlendiği eleştirel bir düşünce alanına dönüşüyor. Körbs, soyutlama, kartografi ve sosyal pratik arasında gidip gelen, modüler ve kültürel olarak yüklü formların sanatsal geleneğine katılıyor. Görsel dili sakin ama gerilim yüklü; felsefi ve poetik yansımaları biçim, mekân ve jestle aktarıyor. Eserlerinin süslemeci yapısı, kimlik ile farklılığın birbirine geçtiği ara mekânda hibrit kültürel benimsemeleri görünür kılarak postkolonyal perspektifleri de müzakere ediyor.
Bu pratiğin en çarpıcı örneklerinden biri SüS masası yerleştirmesi; burada süsleme yalnızca görsel değil, aynı zamanda maddi ve sosyal bir araç olarak işliyor. Yenilebilir süslemenin paylaşılması ve parçalanmasının performatif boyutu, sosyal hiyerarşilerin askıya alındığı ve topluluğun doğrudan deneyimlendiği geçici ve eşitlikçi bir alan yaratıyor. Bu paylaşım eylemi aynı zamanda ritüelleşmiş bir pratik olup, sosyal düzenlerin sembolik olarak yeniden müzakere edildiği ve iktidar yapılarının görünür kılındığı bir sahne oluşturuyor. Yenilebilir desenin kırılması ve aktarılması, toplumsal normları dekonstre ederek iktidarı ince ve bedensel bir kontrol ve disiplin eylemi olarak sahneliyor.
Yenilebilir süslemenin geçiciliği, iki yönlü bir anlam taşıyor: Hafızayı duyusal olarak sahneye koyarken, kültürel pratiklerin geçiciliğine de işaret ediyor. Paylaşım böylece kimliği açık tutan ve değişime olanak tanıyan performatif bir an haline geliyor. Bu süreçte kültür, eylem yoluyla üretilen ve sürekli yenilenen dinamik bir pratik olarak kendini gösteriyor. Aynı zamanda masa, toplumsal kuralları geçici olarak askıya alan ve kendi düzenlerini yaratan heterotopik bir mekân oluşturuyor. Burada süsleme, yalnızca dekorasyon değil, sosyal sınırları zorlayan ve yeniden şekillendiren performatif bir pratik olarak anlaşılıyor.
SüS masasındaki süsleme desenlerinin tekrarı ve bozuluşu, kolektif öznenin sürekli yeniden müzakere edildiği devam eden sosyal bir süreç olarak kimliği ortaya koyuyor. Sosyal şartlanma ve bireysel eylem alanı, hem üzerine düşünülen hem de kırılan paylaşım ve tüketim ritüelinde yansıtılıyor. Körbs, günlük pratikleri sosyal yapının karmaşıklığını görünür kılan ve sorgulayan sanatsal bir bağlama çeviriyor.
Süreklilik ile değişim, geçmiş ile şimdi arasında bir eşikte, geçici süsleme kolektif hafızaya dair dinamik bir süreç olarak derin bir yansıma sunuyor. SüS serisi estetik biçimleri sosyal eylemlerle ilişkilendirerek aktif anlam oluşturma alanı açıyor. Böylece kültürel kodları dekonstre eden, yeniden birleştiren ve toplumsal düzenleri eleştirel bir biçimde sorgulayan çok sesli bir söyleme dönüşüyor—süslemeyi basit bir süsün çok ötesinde, kültürel ve sosyal dönüşümün güçlü bir pratiği olarak anlayan sanatsal bir alan.