Ich habe immer ein Versuchsobjekt.
Die Null, ein Ornament, ein Spielzeug, ein Text, ein Buch, ein Gedanke oder mich selbst.
Lediglich einen Rahmen setze ich mir. Dieser kann in der Form und der Größe eines Papiers, einer Zeit oder einer Menge erscheinen. Der Rahmen ist abhängig vom Material.
Das Ergebnis ist die künstlerische Äußerung, die wiederum zum Material wird.
Wann verliert etwas durch seine Vermehrung?
Wann ist eine Fläche so groß und so konfus das sie unanschaulich wird?
Wann treten die Einzelteile, aus der sie besteht in den Vordergrund und werden erkennbar? Wann bekommt eine zweidimensionale Grafik eine dritte oder gar vierte Dimension?
Mein Spiel ist reinste Logik.
Ja ist Nein. Deshalb ist Nein nicht Nein.
Die meisten Arbeiten sind Grafiken. Schwarz. Weiß.
Mehrdimensional.
Die Grafik steht zwischen zwei Begriffen des Nichts:
Dem Schwarz – der unendlichen Tiefe.
Dem Weiß – der unendlichen Fläche.
Ich vervielfältige die Arbeiten nicht durch das Drucken einer Radierplatte auf mehrere Papiere, sondern durch den Abdruck mehrerer Platten auf einem Papier.
Ich suche die Zerstörung des Nichts durch das Nichts. Zerschneiden. Vervielfältigen.
An welchem Punkt wird die zweidimensionale Fläche mehrdimensional?
Die Null ist eine Ersatzhandlung.
Die Null ist der Urgedanke meiner Arbeit.
Die Null ist die Auflösung des Nichts.
Die Null ist die Abbildung des nicht Abzubildenden.
Die Null ist das schwarze Loch zwischen der Eins und der Minus- Eins.
Die Null ist selbst ein Loch.
Wenn ich etwas mit der Null mache, mache ich scheinbar nichts. Die Wiederholung der Null ist ihre Auflösung.
Die Null ist eine Behauptung und eine Lüge.
Die Null steht zwischen einem einfachen Kreis, dem Buchstaben und der Schrift. Sie steht für die Menge.
Die Null ist eine Grenze.
Die Null ist ein evolutionärer Motor.
Wie lange kann man aushalten, immer dasselbe zu tun?
Das Selbe tun, mit dem Anspruch, dass das Ergebnis jedes Mal ein anderes ist. Jedes Mal näher an die Grenze kommen, ohne sie jemals zu überschreiten.
Lässt sich bei ständiger Wiederholung die Wiederholung vermeiden?
Kann das Neue als Wiederholung des Vorherigen das Vorherige überschreiten,
es gar als Lüge darstellen?
Die Null ist eine Scheibe.
Die Null bezeichnet das Nichts und löst es damit auf.
Das Nichts ist der Innenraum der Null. Die Null Umkreist das Nichts. Schaft aber im gleichen Moment einen Außenraum. Dieser ist ein unendlicher Raum.
Ein Nichtraum.
Bevor das Nichts umkreist wurde, waren der Außenraum und der Innenraum das Gleiche.
Kein Raum.
Nichts.
Das selbe Nichts.
Die Null ist ein Schnitt durch den Nichtraum. Läst Raum entstehen. Ist Raumursprung.
Macht Illusion im Innern und Realität im Äußeren.
Die Null ist ein Reales Gedankenkonstrukt.
Durch das Denken der Null löst sie sich auf.
Das Nichts ist nicht mehr nichts.
Durch die Verortung der null entsteht erst Ort. erst durch die Mögichkeit der Null
wird sie am unmöglichen Ort real.
Die Bejahung der Null ist ihre Verneinung.
Die Doppelung der Null ist ihre nicht Verneinung.
Die Scheibe ist eine Null.
Sie hat ein Außen und ein Innen.
Trennt es voneinander.
Schaft ein Bild der anderen Seite vom jeweiligen Standpunkt aus. Verortet erst den Standpunkt. Reflexion der Illusion. Illusionistische Realität entsteht.
Die Null auf der Scheibe.
Sie zeigt das jeweils Innere oder Äußere in ihren Inneren oder Äußeren.
Scheibe und Null machen sich gegenseitig sichtbar.
Enttarnen sich als Linie im Weißen Raum.
Null wird Rahmen und Scheibe wird Wand.
Rahmen und wand sind das gleiche.
Außen wird Innen und Innen bleibt Innen, wass wiederum außerhalb liegt.
Die Null als Ort der Differenz – Zur 0-Grafik-Reihe von Sebastian Körbs
In einer Ära zunehmender Bildinflation und semiotischer Überdetermination erscheint Sebastian Körbs’ 0-Grafik-Reihe wie ein stiller Gegenentwurf. Die Null, vermeintlich nichts sagend und leer, wird hier zum zentralen Bildträger eines diskursiven wie ästhetischen Nachdenkens über Sichtbarkeit, Wiederholung und Differenz. Die Werkgruppe operiert an der Schnittstelle zwischen Konzeptkunst, Ornamentik und kritischer Medienreflexion. Sie entfaltet die Null nicht als numerischen Platzhalter, sondern als epistemisches und kulturelles Zeichen: ein Ort des Dazwischen, ein Feld der Übergänge, ein Bild der Ambivalenz.
Historisch wie philosophisch ist die Null ein Symbol des Paradoxen: Sie bezeichnet eine Leere, die gleichwohl Bedeutung trägt; eine Abwesenheit, die produktiv wird. In Körbs’ 0-Grafiken wird diese Ambivalenz zum Strukturprinzip. Die Arbeiten zeigen serielle Reihungen des Null-Motivs, das durch minimale Verschiebungen, Brüche und Modulationen seiner scheinbaren Identität beraubt wird. Jede Null bleibt formal erkennbar, aber semantisch instabil. Gerade diese Instabilität macht sie zum Träger von Differenz: Die Null ist nie dieselbe, sondern verweist in ihrer Wiederholung stets auf ein Anderes.
Diese poetische Logik der Differenz erinnert an poststrukturalistische Theorieansätze, insbesondere an Derridas Idee des "différance" – ein Begriff, der das gleichzeitige Aufschieben und Unterscheiden von Bedeutung bezeichnet. Körbs’ Null-Bilder führen dieses Prinzip in der Materialität der Reihung und Reproduktion vor. Sie reflektieren zugleich medientheoretisch die Bedingungen von Originalität und technischer Vervielfältigung. Im Anschluss an Walter Benjamins Analyse der Aura im Zeitalter ihrer Reproduzierbarkeit kann Körbs’ Praxis als Versuch gelesen werden, eine neue Form von Authentizität zu erzeugen: nicht durch Einzigartigkeit, sondern durch Variation innerhalb der Serie.
Dabei ist die Null in Körbs’ Arbeiten nicht nur ein abstraktes Zeichen, sondern ein Ornament im eigentlichen Sinn: ein strukturelles Element, das Wiederholung als Formprinzip nutzt, ohne in bloße Dekoration zu verfallen. Die 0-Grafik ist keine Reduktion auf das Nichts, sondern eine Verdichtung von Differenz. Ihre Wiederholungslogik folgt nicht dem Schema der maschinellen Replikation, sondern ist eine Form von serieller Abweichung – stets gleich, stets anders.
Die konzeptuelle Tiefe der Arbeiten wird durch ihre materielle Ausführung gestützt: Die 0-Grafiken entstehen als Kombination aus Druck, Handzeichnung, Überlagerung, Fragmentierung. So wird jede Arbeit zur Spur eines künstlerischen Denkens, das sich nicht mit eindeutiger Bedeutung begnügt, sondern eine offene Semantik des Visuellen praktiziert. Die Null fungiert als Katalysator: Sie lässt Bedeutung entstehen, ohne selbst eine zu fixieren.
Körbs’ Zugriff auf die Null ist nicht nur formanalytisch, sondern auch kulturell sensibel. Die Figur der Null hat in verschiedenen Wissens- und Symbolsystemen eine ambivalente Stellung. In der 0-Grafik wird diese Ambivalenz nicht aufgelöst, sondern produktiv gemacht. Die Serie verhandelt zentrale Fragen der Gegenwartskunst: Wie wird Bedeutung erzeugt? Welche Rolle spielen Wiederholung, Modul, Ornament in einem post-digitalen Zeitalter? Was bedeutet Differenz in einer Welt, die von Standardisierung und Kopierbarkeit geprägt ist?
Sebastian Körbs antwortet auf diese Fragen nicht mit Theorie, sondern mit Form. Die 0-Grafik-Reihe ist eine visuelle Philosophie der Differenz – ein leiser, aber insistenter Versuch, in der Leerstelle der Null neue Ordnungen des Denkens und Sehens zu entwerfen.
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The Zero as a Site of Difference – On Sebastian Körbs’ 0-Grafik Series
In an era of increasing image inflation and semiotic overdetermination, Sebastian Körbs’ 0-Grafik series appears as a quiet counterproposal. The zero, seemingly mute and empty, becomes the central carrier of a discursive and aesthetic reflection on visibility, repetition, and difference. This body of work operates at the intersection of conceptual art, ornamentation, and critical media reflection. It unfolds the zero not as a numerical placeholder but as an epistemic and cultural sign: a site of in-betweenness, a field of transitions, an image of ambivalence.
Historically and philosophically, the zero is a symbol of paradox: it signifies a void that nonetheless carries meaning; an absence that becomes productive. In Körbs’ 0-Grafiken, this ambivalence becomes a structural principle. The works present serial arrangements of the zero motif, which—through minimal shifts, ruptures, and modulations—are stripped of their apparent identity. Each zero remains formally recognizable, yet semantically unstable. Precisely this instability renders it a bearer of difference: the zero is never the same, always pointing in its repetition toward something other.
This poetic logic of difference recalls post-structuralist theoretical approaches, particularly Derrida’s notion of différance—a term describing the simultaneous deferral and differentiation of meaning. Körbs’ zero images enact this principle through the materiality of sequence and reproduction. At the same time, they reflect—through the lens of media theory—the conditions of originality and technical reproducibility. Building on Walter Benjamin’s analysis of aura in the age of mechanical reproduction, Körbs’ practice may be read as an attempt to generate a new kind of authenticity: not through uniqueness, but through variation within the series.
In Körbs’ work, the zero is not merely an abstract sign but functions as an ornament in the truest sense: a structural element that utilizes repetition as a formal principle without falling into mere decoration. The 0-Grafik is not a reduction to nothingness, but a condensation of difference. Its logic of repetition does not follow the pattern of mechanical replication; instead, it emerges as a form of serial deviation—always the same, always different.
The conceptual depth of these works is reinforced by their material realization: the 0-Grafiken arise from a combination of printmaking, drawing, layering, and fragmentation. Each piece becomes a trace of a mode of artistic thinking that does not settle for unambiguous meaning but practices an open semantics of the visual. The zero functions as a catalyst: it generates meaning without ever fixing one.
Körbs’ approach to the zero is not only formally analytical but also culturally sensitive. The figure of the zero holds an ambivalent position across various systems of knowledge and symbolism. In the 0-Grafik, this ambivalence is not resolved, but rendered productive. The series negotiates central questions of contemporary art: How is meaning produced? What roles do repetition, modules, and ornament play in a post-digital era? What does difference mean in a world shaped by standardization and replicability?
Sebastian Körbs answers these questions not with theory, but with form. The 0-Grafik series is a visual philosophy of difference—a quiet yet insistent attempt to sketch new orders of thought and perception within the empty space of the zero.
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Farkın Mekanı Olarak Sıfır – Sebastian Körbs’in 0-Grafik Serisi Üzerine
Giderek artan görsel enflasyon ve göstergebilimsel aşırı belirlenim çağında, Sebastian Körbs’in 0-Grafik serisi sessiz bir karşı duruş olarak ortaya çıkıyor. Sıfır, görünüşte anlamsız ve boş olan, burada görünürlük, tekrar ve fark üzerine hem söylemsel hem de estetik bir düşüncenin merkezi görseli haline geliyor. Bu eser grubu kavramsal sanat, süsleme sanatı ve eleştirel medya yansımalarının kesişim noktasında işliyor. Sıfırı sayısal bir yer tutucu olarak değil, epistemik ve kültürel bir işaret olarak açığa çıkarıyor: Arada olmanın yeri, geçişlerin alanı, ikiliklerin görüntüsü.
Tarihsel ve felsefi olarak sıfır, paradoksun simgesidir: Anlam taşıyan bir boşluğu; üretken hale gelen bir yokluğu ifade eder. Körbs’ün 0-Grafiklerinde bu ikilik yapısal bir prensip haline gelir. Çalışmalar, sıfır motifinin seri tekrarlarını sunar; ancak bu tekrarlar minimal kaymalar, kırılmalar ve modülasyonlarla sözde kimliklerinden mahrum bırakılır. Her sıfır biçimsel olarak tanınabilir kalırken, anlamsal olarak istikrarsızdır. İşte bu istikrarsızlık, onu farkın taşıyıcısı yapar: Sıfır asla aynı değildir, tekrarında daima başka bir şeye işaret eder.
Bu farkın şiirsel mantığı, özellikle Derrida’nın "différance" kavramını çağrıştırır — anlamın aynı anda ertelenmesini ve ayrılmasını ifade eden bir terim. Körbs’ün sıfır imgeleri bu prensibi diziliş ve çoğaltma maddiğinde gösterir. Aynı zamanda medya teorisi açısından orijinallik ve teknik çoğaltım koşullarını yansıtır. Walter Benjamin’in çoğaltılabilirlik çağında aurayı analizine dayanarak, Körbs’ün pratiği, tekillik değil, seri içindeki varyasyon yoluyla yeni bir özgünlük biçimi yaratma çabası olarak okunabilir.
Sıfır, Körbs’ün eserlerinde sadece soyut bir işaret değil, aynı zamanda gerçek anlamda bir süsleme unsurudur: Tekrarı biçimsel prensip olarak kullanan yapısal bir öğe, basit dekorasyona dönüşmeden. 0-Grafik, yokluğa indirgeme değil, farkın yoğunlaşmasıdır. Tekrar mantığı makinevi kopyalama şemasını takip etmez; aksine sürekli benzer, ancak her defasında farklı olan seri bir sapmadır.
Çalışmaların kavramsal derinliği, maddi icraatıyla desteklenir: 0-Grafikler baskı, el çizimi, üst üste bindirme ve parçalanmanın birleşimi olarak ortaya çıkar. Böylece her iş, net anlamlarla yetinmeyen, görselin açık bir semantiğini pratiğe döken sanatsal bir düşüncenin izi haline gelir. Sıfır bir katalizör işlevi görür: Anlam yaratır ama kendisi sabit bir anlam taşımaz.
Körbs’ün sıfıra yaklaşımı sadece biçim analiziyle sınırlı kalmaz, kültürel olarak da duyarlıdır. Sıfır figürü farklı bilgi ve sembol sistemlerinde çelişkili bir konuma sahiptir. 0-Grafik serisi bu çelişkiyi çözmek yerine üretken kılar. Seri güncel sanatın temel sorularını tartışır: Anlam nasıl üretilir? Tekrar, modül ve süslemenin post-dijital çağda rolü nedir? Standartlaşma ve kopyalanabilirliğin egemen olduğu dünyada fark ne anlama gelir?
Sebastian Körbs bu sorulara teoriyle değil, biçimle yanıt verir. 0-Grafik serisi, farkın görsel bir felsefesidir — sıfırın boşluğunda düşünme ve görmenin yeni düzenlerini tasarlamaya yönelik sessiz ama ısrarcı bir çabadır.